Schlagwort-Archive: Schreiben

Freudscher Verbrecher

Heute noch erinnere ich mich an meinen Lachkrampf von vor vielen Jahren, als ich einen echten Freudschen Versprecher hatte, wie ich glaubte: Freudscher Verbrecher! Aber angeblich stimmt das ja alles gar nicht. Freud konnte eben nicht ins Hirn leuchten, nur in die Seele ob in seine eigene oder in die seiner Patientinnen oder alles miteinander. Vorhin ist wieder so ein Verbrechen geschehen. Diesmal manuell. Ich wollte Selbstverleugnung tippen. Selbstverleichung wurde daraus. Oh wie wahr!

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Wolkenprosa

Als Kind stellte ich mir das Dasein einer Schriftstellerin, zu der ich heranwachsen wollte seitdem ich gehört hatte, dass ich einmal einen Beruf haben würde, sehr beschaulich vor. Ich würde in einem schönen Zimmer an einem schönen Schreibtisch sitzen und Geschichten erfinden, die ich mit einem gut flutschenden Kugelschreiber auf dickes Papier schreiben würde. Weiterlesen

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Ghostwirting: Rein ins Gekröse

Hauspost CoverbildBeim Ghostwriting verschwinde ich als Person mit allen meinen Vorlieben und Abneigungen. Ich knipse mich quasi aus. Und darf überhaupt nicht eitel sein. Außerdem muss ich mein Gegenüber mögen. Wenn man es blöd findet, arrogant oder neidisch ist, weil er oder sie mehr Geld und weniger Pickel hat, wird kein gutes entstehen Buch. Die Haltung zum Gegenüber ist zwischen den Zeilen spürbar.

Ein Beispiel: Wenn eine Vegetarierin die Lebensgeschichte eines Metzgers aufschreiben sollte, muss sie die genauso aufschreiben, wie er das empfindet. Das bedeutet, sie muss während des Schreibens zu einer Person werden, die Fleisch liebt, vielleicht sogar eine Ode an den Blutgeruch beim Schlachten verfassen, sinnliche Freude daran nachempfinden können, Wurst herzustellen, also tief hineingreifen ins Gekröse. Wenn sie ihre eigene Überzeugung – eine kritische Haltung zum Fleischgenuss – in das Buch einfließen lässt, dann mischt sie sich ein. Die Wurst schmeckt nicht mehr.

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Anonyme Angehörige – eine schonungslose Offenbarung

_MG_3900Hinter jeder Figur eines Schriftstellers stecken Vorbilder in der Realität. Wer AutorInnen kennt, muss jederzeit damit rechnen, beschrieben zu werden. Und das kann weh tun. Denn das Autorenauge ist oft unbarmherzig. Wie Schläfer leben viele von ihnen unerkannt in unserer Mitte … und unterwandern ihre Angehörigen, wenn ich mal den Snowden geben darf.

Als Angehörige ist man seinen AutorInnen machtlos ausgeliefert. Angehörige von AutorInnen sind wie Labormäuse und -ratten – und keine Schutzorganisation kümmert sich um uns. Sie sind einer messerscharfen, zuweilen sezierenden Beobachtungsgabe gnadenlos ausgesetzt.  Ehemänner und -frauen, Kinder, Eltern, Tanten und Onkel und Geschwister haben schier Übermenschliches auszuhalten. Dabei würde es ohne sie keine Bücher geben, jawohl! Niemand glaubt im Ernst, dass sich die verehrten KünstlerInnen all ihre Geschichten aus den Fingern saugen. Da wären sie ja ganz schnell buchstabenarm.

Die Kindheit

Ohne die bösen, bösen Eltern wäre die Literatur um ein Fünftel ärmer. Konsequent formuliert: Ohne sie gäbe es gar keine Literatur. Nur weil sie ihre  armen Kleinen so sehr gequält haben, psychisch und physisch, konnten sie sich später zu literarischen Höhenflügen aufschwingen. Niemand fragt in diesem Zusammenhang nach den Genen, obwohl doch sonst immer sofort nach ihnen gerufen wird. Es gibt keine stärkere Motivation als die Suche nach Liebe, denn sie ist gekoppelt an die Suche nach Anerkennung, und darum geht es den Autoren: Ruhm! Mami hat mich nicht gestillt, deshalb drängt es mich leidenschaftlich zur Buchhändlerinnenbrust?

Fortsetzung folgt nächste Woche: Geschwister und SchulfreundInnen als Informanten.

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Der Bestseller-Tremor

Hauspost CoverbildWenn ich hin und wieder zu einem Bestseller greife, dann greife ich mir danach schon mal an den Kopf, um sein Schütteln zu stoppen. Wenn das Lesen schon eine Tortour ist, wie muss sich dann erst das Schreiben gestalten. Die armen KollegInnen. Und viele dieser Werke sind ja der zweite bis achte Aufguss des Vorgängers. Wie langweilig. Wie berechenbar. Ich ertappe mich dabei, aufmunternde Zeilen zu formulieren, um die BestsellerautorInnen zu trösten. Aber natürlich kenne ich auch Bestseller, die ich in Ehren halte und bei denen ich zum Kopf greife, um das begeisterte Nicken zu stoppen.

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Widmungen

_MG_3900Viele LeserInnen interessieren sich sehr dafür, wem ein Buch gewidmet ist. Was verrät diese Widmung über die Autorin, den Autor? Wenn dort beispielsweise zu lesen ist: Für Peter, Monika und Inge, schlagen sie sofort in den biografischen Daten nach und glauben zu erkennen, wer sich dahinter verbirgt, zumal die Autorin verheiratet ist und zwei Kinder hat. Aber wer ist J. K. ?

Und kann J. K. überhaupt stolz sein, wenn er verstümmelt bewidmet wird? Ist er vielleicht verstümmelt, weil er selbst gar nicht genannt werden möchte? Sollte man vorher um die Genehmigung fragen, ehe man einem anderen ein Buch widmet? Das kann ich gern beantworten, sobald mir mal ein Buch gewidmet wurde. Bis dahin halte ich es mit Schokolade: Ein Buch ist ein Überraschungsei.

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Zeitmanagement für Autoren

Hauspost Coverbild31 Millionen 536 Tausend Sekunden bekommen wir am 1. Januar jedes Jahres auf unser Zeitkonto überwiesen. In jeder Stunde werden uns 3600 abgebucht, egal, wie wir sie verbracht haben. Am 31. Dezember um Mitternacht ist jede einzelne davon weg. Nichts bleibt übrig …

Das könnte fast deprimierend sein, gäbe es da nicht unsere Erinnerungen, in denen wir schöne Momente aneinanderreihen können. Davon möglichst viele zu sammeln, erscheint als lohnenswertes Ziel. Für manche sind diese Momente die Zeiten mit der Familie, andere genießen sie am liebsten mit ihren Hobbys. Umso trauriger, wenn wir keine schönen Momente sammeln können, weil wir ständig damit beschäftigt sind, durch den Alltag zu hetzen, Social Media zu betreiben, unter den Teppich gekehrte Buchideen zu entstauben.

Wie also können wir es schaffen, mehr Freiraum zu erwirtschaften, ohne dabei die Pflichten zu vernachlässigen; sie vielleicht sogar noch besser zu erledigen als vorher!

Gutes Zeit-Management bedeutet, Tätigkeiten so zu organisieren, dass sie qualitativ gut bis exzellent verrichtet werden und dabei gleichzeitig alle Vorgänge so ablaufen, dass sie möglichst wenig Ressourcen benötigen. So kann man deutlich länger bei den schönen Dinge des Lebens verweilen und hat deshalb auch mehr Zeit für die Krone der Schöpfung: das kreative Schreiben. Das Erfinden. Den Dialog mit den selbst erschaffenen Figuren. Mehr Zeit für das Herzstück, für das große Glück im schriftstellerischen Dasein. Denn der Schriftstellerberuf besteht ja nicht nur aus Schreiben, sondern auch aus Verwaltungsarbeiten. Kontakte mit Verlagen, Exposés erstellen, Social Media, Telefonate führen, Ideen sortieren, Texte überarbeiten, Trends aufspüren, Recherchieren und so weiter. Und so vergehen die Stunden und die Tage und ständig klingelt das Telefon. Woher soll die Zeit zum Schreiben kommen, wenn die Verwaltung des Schreibens fast die gesamte Zeit frisst?

Mit Zeitmanagement erreichen Sie Klarheit und Muße. Nur Sie und Ihr Manuskript und der Himmel blau und alles gut. Zeitmanagement ist der rote Teppich zum Glück!

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Vom Schreiben Leben, Teil 2

Hauspost CoverbildKannst du vom Schreiben leben bedeutet: Hast du Erfolg damit? Erfolg wird in unserer Gesellschaft fast ausschließlich in barer Münze aufgewogen. Erfolgreich ist, wer viel Geld verdient. Alle Menschen, die in der Öffentlichkeit als erfolgreich gelten, sind reiche Menschen. Arme erfolgreiche Menschen gibt es nicht. Sonst würden wir vielleicht mal was von ihnen hören. Ich frage mich, ob nicht jedes Leben, das glücklich gelebt wird, ein erfolgreiches ist. Denn was habe ich vom vielen Geld, wenn es mir beschissen geht? Sollte das viele Geld zum Erfolg gehören, dann verzichte ich darauf. Und ich verzichte auch auf den Maßstab, mit dem die breite Masse misst. Wer sagt denn, dass ich den an mein eigenes Leben anzulegen habe? Ich definierte Erfolg anders. Damit befand ich mich in einer Randgruppe und diese Randgruppe balancierte oft am Randstein. Nach dem Motto: Was bleibt diesen Versagern denn anderes übrig, als einen anderen Maßstab anzulegen. Ich ließ mich davon nicht beeindrucken.

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