Ich hab auch schon mal gejammert. Dass mein Beruf früher schöner war. Weil er mehr gemenschelt hat. Heute werden Zeitungsmeldungen bereits automatisch verfasst. Bücher auch. Sie werden gehandelt wie Autoreifen, der Inhalt interessiert nicht, Hauptsache es wird Geld damit verdient. Der letzte Schrott wird gedruckt, wenn man was damit verdienen kann. Es heißt, das wollen die Verlage. Sie sagen, das wollen die Leser. Weiterlesen
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Vom Schreiben Leben, Teil 3
Die Bezeichnung „freie Schriftstellerin“ hat für mich Glanz und Gloria verloren. Frei bedeutet für mich die Freiheit, das zu schreiben, was ich will. Was mich interessiert. Egal, was andere dazu sagen. LeserInnen? Die freie, wirklich freie Schriftstellerin ist unabhängig von der Quote. Die bewertet sie nicht als Qualitätssiegel, eher das Gegenteil. Die Bedienung des Geschmacks der breiten Masse, Verzeihung, ist nun mal nicht das, wonach ich strebe.
Wenn mich heute jemand fragt: Kannst du vom Schreiben leben?, dann sage ich ja. Ob ich als freie Schriftstellerin frei bin, fragt mich niemand. Dann nämlich müsste ich nein sagen. Freie Schriftstellerin war ich in all den Jahren, in denen ich nicht davon abbeißen musste. Heute bin ich oft unfrei. Aber nicht immer. Denn so lange ich schreibe, bin ich ja frei, im Kopf, im Herzen, im Leben. Insofern lebe ich schon immer vom Schreiben.
Manchmal habe ich Sehnsucht. Nach damals. Als ich sagte: Nein, ich kann nicht davon leben. Und dann denke ich, wie dumm ich war, dass ich mich dafür schämte. Stolz hätte ich es sagen sollen! Nein, ich lebe nicht davon! Ich gönne mir diesen Luxus. Ich bin frei. Und wild. Und ungezähmt. Ich gehe nicht in die Knie vor den Analysen einer Marketingabteilung. Ich schreibe, was ich will. Ich prasse mit Buchstaben. Ich schüttle das Alphabet wie es mir gefällt und galoppiere über meine Wortfelder.
Vom Schreiben Leben, Teil 2
Kannst du vom Schreiben leben bedeutet: Hast du Erfolg damit? Erfolg wird in unserer Gesellschaft fast ausschließlich in barer Münze aufgewogen. Erfolgreich ist, wer viel Geld verdient. Alle Menschen, die in der Öffentlichkeit als erfolgreich gelten, sind reiche Menschen. Arme erfolgreiche Menschen gibt es nicht. Sonst würden wir vielleicht mal was von ihnen hören. Ich frage mich, ob nicht jedes Leben, das glücklich gelebt wird, ein erfolgreiches ist. Denn was habe ich vom vielen Geld, wenn es mir beschissen geht? Sollte das viele Geld zum Erfolg gehören, dann verzichte ich darauf. Und ich verzichte auch auf den Maßstab, mit dem die breite Masse misst. Wer sagt denn, dass ich den an mein eigenes Leben anzulegen habe? Ich definierte Erfolg anders. Damit befand ich mich in einer Randgruppe und diese Randgruppe balancierte oft am Randstein. Nach dem Motto: Was bleibt diesen Versagern denn anderes übrig, als einen anderen Maßstab anzulegen. Ich ließ mich davon nicht beeindrucken.