Sie mordet auf dem Papier. Ich mach die Drecksarbeit. Sie trinkt Kaffee. Ich beiß mir die Zähne aus. Hoffentlich haben wir den Täter bald gefasst, sonst gibt es in meinem Revier ein gewaltiges Waldsterben.
Sie mordet auf dem Papier. Ich mach die Drecksarbeit. Sie trinkt Kaffee. Ich beiß mir die Zähne aus. Hoffentlich haben wir den Täter bald gefasst, sonst gibt es in meinem Revier ein gewaltiges Waldsterben.
Wer einen Hund hält, muss mit einer Leiche rechnen. Mit diesem Satz beginnt die Kriminalromanserie um Flipper, den schwarzen Riesen und Franza, sein Frauchen, die dieses Wort nicht ausstehen kann, weil sie die Chefin ist. Seit die beiden ihren ersten Fall gelöst haben, bei dem Flipper eine flaschengrün schillernde Leiche unter einem Hochsitz aufstöberte, ziehen uns Hochsitze magisch an. Denn was in Büchern steht, könnte doch irgendwann wahr werden? Und wer, wenn nicht wir, wäre prädestiniert, denn: Wer einen Hund hält, muss mit einer Leiche rechnen …
Was für eine Sauerei! Wurstfolter! Am offenen Feuer! Und das ist der Dank dafür, dass ich ihr für den vierten Band ihrer Hundekrimiserie mit meinem fiktiven Kollegen Flipper so viele Ideen eingespeist haben. Ich steige für sie tief hinab in den Folterkeller der menschlichen Existenz, und für mich fällt nicht mal eine Wurst ab. Oder doch? Mal sehen, ob dieser Krimi als Bestsellerwurst gegrillt wird. Gib gern deinen Senf dazu!
Jetzt kann ich ganz entspannt sein. Sie hat mein Diktat empfangen und tippt nun brav den vierten Band unserer Kriminalromanserie. Werfe nur hin und wieder einen Blick auf den Bildschirm, damit sie keinen Fehler macht. Aber ich sehe, Franza wird von vier Kerlen angegriffen, einem tritt sie das Knie durch, ich sehe, Flipper verbeißt sich in einem Unterarm, und ich sehe Kriminalhauptkommissar Felix TIxel, der eine Fährte verfolgt. Gutes Frauchen. Gut gemacht. Soll ich dir zur Belohnung verraten, wo ich den Knochen vergraben habe?
Hin und wieder versuchen mich Zweibeiner als Agentin anzuwerben. Ich soll ausspionieren wie die, als deren Muse ich firmiere, das macht mit dem Bücher schreiben und so. Nimmt sie Drogen? Pilze? Wie viel Kaffee trinkt sie? Schreibt sie tagsüber oder nachts? Jetzt hat sie in ihrem Face ein kleines Book eröffnet. Da erzählt sie von ihrer Arbeit am vierten Band ihrer Fünfseenlandkrimis mit Flipper, dem tollen Hund, Franza und Kriminalhauptkommissar Felix Tixel. Wedel doch mal rein und wedel am besten auch mit. Ich könnt mal ne Pause brauchen!
Dies ist der Auftakt zur Flipper-Trilogie. Denn irgendwann einmal dachte ich, dass ich als Hundebesitzerin gefährlich lebe. Ich könnte nicht nur versehentlich im Dickicht erschossen werden, ich könnte auch mal auf eine Leiche stoßen. Und schon fielen mir die ersten Sätze ein.
Nachfolgend der Anfang von Alle Vögel fliegen hoch
Die Leiche traf mich nicht unvorbereitet. Ich hatte mit ihr gerechnet. Schon seit Jahren, genauer gesagt seit drei Jahren. Wer einen Hund hält, muss mit einer Leiche rechnen. So steht es häufig in der Zeitung, Stichworte: Hundebesitzer, Wald, Spaziergang, Leichenfund. Ich hätte also eigentlich nicht überrascht sein dürfen. Ich hätte mir mehr Souveränität von mir gewünscht. Aha, jetzt bin ich also dran. Weiterlesen
Zum zweiten Fall für Flipper hat mich ein Ghostwriting inspiriert, das mich in die Welt der Russenmafia geführt hat. Ich habe also sozusagen beim Ghostwriting für meinen eigenen Kriminalroman recherchiert. Höchst angenehm!
Nachfolgend ein Textauszug mit aus Sonst kommt dich der Jäger holen
Flippers Schnauze steckte in einem Maulwurfhügel. Seine Pfoten wirbelten wie Trommelstöcke. Er machte einen Buckel, sprang mit allen Vieren hoch, peste auf mich zu mit seinem muskulösen lang gestreckten Körper, ein Galopper auf der Zielgeraden. Doch dann … was war das? Flipper ging durch! Mit langen Sätzen raste er am Waldrand entlang. Und war verschwunden. Weiterlesen
Das ist meine Agentin. Also der Hund der Agentin der Agentin meiner Autorin. Nicht zu verwechseln mit Agent wie Geheimdienst. Für solche schreiben wir nur. Die Agentur der Agentin liegt mitten in München, nah der Isar und ums Eck wohnen Franza und Flipper. Wir gehen jetzt dann mal raus, vielleicht treffen wir sie.
Jetzt ist er da. Der dritte Krimi mit Flipper, Franza und Kriminalhauptkommissar Felix Tixel. Der Verlag wollte diesmal keinen Hund auf dem Cover, habe ich die Chefin sagen hören. Ich finde das als Metapher richtig gut. Denn wir Hunde wirken im unsichtbaren Bereich. Sie hat doch keine Ahnung, dass ich jetzt bereits in meinem zarten Alter dabei bin, abscheulichste Verbrechen zu planen, die ich ihr in ihre Träume schicken werde. Mitten in der Nacht wird sie aufwachen, atemlos. Eine Hammeridee wird sie überkommen haben. Die sie, typisch Mensch, wieder vergessen wird. Wie kann man solche Fährten bloß übersehen! Ich muss ihr den Plot also noch mal funken, kurz vorm Aufwachen. Klar wäre es einfacher, ich könnte ihr eine Mail schreiben. Aber leider sind meine Fingernägel dafür zu lang. Davon können wir Hunde alle ein Lied jaulen. Unsere Menschen hören einfach nicht auf uns. Sie folgen uns nicht. Deshalb müssen wir sie überlisten. Aber großzügig wie wir sind, überlassen wir ihnen die Ehre, den Stolz und die Illusion, all die guten Ideen, die ihr Leben erleichtern und verschönern, wären auf ihrem eigenen Mist gewachsen.
Sie hat mich ausgetrickst! Nein, das hätte ich ihr nicht zugetraut. Als sie die Treppe runterkam, war ich absolut sicher, sie würde heute mit dem dritten Teil von Flipper und Franza beginnen. Der Kreativitätsduft waberte förmlich um sie. Könnte sie ihn riechen, würde sie ihn berauschend nennen. Mich nervt er nur. Dieser Flipper ist mittlerweile ein rotes Tuch für mich, zumindest in der Planungsphase. Wer vergütet mir meine Überstunden? Die Kreativitätswolke reizte mich zum Niesen. In irgendeinem Hunderatgeber hat sie mal gelesen, dass ein Hund Gefühle habe, wenn er niese. Da der Hund das nicht ausdrücken könne – hohoho! – müsse er niesen. Tja, wenn man nicht hinhört, ist es wohl kein Wunder, dass man nichts mitkriegt. Sie mag es, wenn ich niese. Ich nieste also noch zwei Mal. Es gehört zu meinem Aufgabenprofil, ihre Erwartungen zu erfüllen. Sie hingegen kniff.
Auch heute begann sie nicht mit der Arbeit am dritten Teil. Und wer ist angeblich schuld? Sie doch nicht, und ausnahmsweise ich auch nicht. Diesmal ist das Internet schuld. Weil sie jetzt eine neue Homepage braucht und was weiß ich. Alles Zeug, um sich abzuhalten von der Arbeit. Da muss man ständig telefonieren und wichtige Dinge besprechen und sich beschweren, dass das Schriftstellerinnenleben viel leichter war früher. Ich glaube, sie wird alt. Ist das nicht so, wenn Zweibeiner ihre Sätze ständig mit Früher beginnen? So was käme einem Hund ja nicht in den Sinn. Wir sind im Jetzt. Erleuchtet nennen die Zweibeiner das. Und haben keine Ahnung, mit wem sie es Tag für Tag zu tun haben. Ja, wenn man hinter einem Niesen lediglich einen Gefühlsüberschuss vermutet …