“Wie dick ist das?”, fragte ich früher, wenn mir jemand ein Buch empfahl – in der Hoffnung, es möge ein Brikett sein. Denn man will ja was davon haben, und so begeistert, wie mir vorgeschwärmt wurde, sollte die Freude schon eine Weile herhalten
Je dicker desto besser! Das war mal. Heute gil eher: Nur die Dünnen haben überhaupt eine Chance gelesen zu werden. Und wer es zu was bringen will, setzt auf Magersucht. Zwischen den Jahren, ich mag den Begriff, streune ich zwischen meinen Bücherregalen. Zwischen den Jahren ist die Zeit, in der ich das lesen möchte, was ich lesen will, nicht was ich muss, weil ich mich auf ein Thema vorbereite. Im Moment betrifft das die Themen Kanalisation, ich schreibe gerade mit einem Professor für Gastroenterologie, schwieriges Wort, ich vertippe mich noch immer gern, und mit einem Buddhisten. Könnte auch schwierig sein wegen dem H, klappte aber auf Anhieb. Doch nun bin ich aus der Kanalisation auf- und aus dem Himmel abgestiegen und streune zwischen den Jahren zwischen den Büchern und ertappe mich dabei, nur nach dünnen zu greifen.
Es sieht so aus als müsste ich mich der Wahrheit stellen: Heidi Klum war hier. Kein Wunder, dass ich sie nicht gesehen habe, bei der Figur. Ich entschuldige mich bei meinen Büchern und ziehe zur Wiedergutmachung ein Brikett aus dem Regal. Früher nannte man sie Schmöker. Ja, das gefällt mir. Klingt nach Schlemmen. Macht aber nicht dick. Also nur im Kopf und da sieht es keiner.
Was hast du zwischen den Jahren gemacht?
Geschmökert.
Ach, und was hat es gegeben? Bei uns wie immer Gans. Ich hab bestimmt zwei Kilo zugenommen.
Ich auch. Mein Hut passt schon nicht mehr. Ich genoss frisch gewerfelte Steinbecke auf einer hausgehoferten hessischen Plath an Hahn Lenz mit Auster. Zum Allende: Proust!