Sie hat mich ausgetrickst! Nein, das hätte ich ihr nicht zugetraut. Als sie die Treppe runterkam, war ich absolut sicher, sie würde heute mit dem dritten Teil von Flipper und Franza beginnen. Der Kreativitätsduft waberte förmlich um sie. Könnte sie ihn riechen, würde sie ihn berauschend nennen. Mich nervt er nur. Dieser Flipper ist mittlerweile ein rotes Tuch für mich, zumindest in der Planungsphase. Wer vergütet mir meine Überstunden? Die Kreativitätswolke reizte mich zum Niesen. In irgendeinem Hunderatgeber hat sie mal gelesen, dass ein Hund Gefühle habe, wenn er niese. Da der Hund das nicht ausdrücken könne – hohoho! – müsse er niesen. Tja, wenn man nicht hinhört, ist es wohl kein Wunder, dass man nichts mitkriegt. Sie mag es, wenn ich niese. Ich nieste also noch zwei Mal. Es gehört zu meinem Aufgabenprofil, ihre Erwartungen zu erfüllen. Sie hingegen kniff.
Auch heute begann sie nicht mit der Arbeit am dritten Teil. Und wer ist angeblich schuld? Sie doch nicht, und ausnahmsweise ich auch nicht. Diesmal ist das Internet schuld. Weil sie jetzt eine neue Homepage braucht und was weiß ich. Alles Zeug, um sich abzuhalten von der Arbeit. Da muss man ständig telefonieren und wichtige Dinge besprechen und sich beschweren, dass das Schriftstellerinnenleben viel leichter war früher. Ich glaube, sie wird alt. Ist das nicht so, wenn Zweibeiner ihre Sätze ständig mit Früher beginnen? So was käme einem Hund ja nicht in den Sinn. Wir sind im Jetzt. Erleuchtet nennen die Zweibeiner das. Und haben keine Ahnung, mit wem sie es Tag für Tag zu tun haben. Ja, wenn man hinter einem Niesen lediglich einen Gefühlsüberschuss vermutet …