Archiv der Kategorie: Hauspost

Die Schriftstellerin Shirley Michaela Seul erzählt von der schönsten Sache der Welt.

Auf das Pferd der Schriftstellerei gesetzt

Aus der Schreibmaschine geplaudert

Ich wollte schon Schriftstellerin werden, da konnte ich noch nicht mal schreiben. Mit Filzstiften malte ich Kringel auf Zeitungen. Und beschmierte mich damit. Ich wollte ganz schnell erwachsen werden, um schreiben zu lernen. Ich wollte dringender schreiben als lesen. Und dann war es endlich so weit und ich las lieber als zu schreiben. Bis ich zehn oder elf oder zwölf war. Weiterlesen

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Auf der Walze

Aus der Schreibmaschine geplaudert

Eine Reise-Schreibmaschine besaß ich nie. Es gab sie im schicken Köfferchen mit Henkel. Normale Leute führten so was nicht mit sich, nur Reise-Journalisten. Dass quasi jeder eine Reise-Schreibmaschine dabei hat, ständig, immer, das war gar nicht vorstellbar. Heute ist die Reise-Schreibmaschine nicht mehr schick, sondern smart und ohne ist der moderne Mensch nackt. Weiterlesen

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Die glückliche Familie

Aus der Schreibmaschine geplaudert

Ein Frühwerk von Gabriele Triumph Adler und mir. 1980er-Jahre. Oft veröffentlicht in Fanzines. Aber unauffindbar im Netz bis jetzt! Zur Modernisierung habe ich das Wort Handy eingefügt und ß durch ss ersetzt. Schäm ich mich? Nein, ich staune! Weiterlesen

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Erde ruft Himmel

Aus der Schreibmaschine geplaudert

Heute sendet die plaudernde Schreibmaschine eine Botschaft ins All zu einem lieben Freund, der von Anfang an vom Internet begeistert war, der die Vorteile erkannte und die Nachteile nicht mehr erlebte, zumindest nicht auf Erden. Vielleicht, lieber Nick, empfängst du jetzt alles und alle und wahrscheinlich ist dir dein ehemaliger Geburtstag egal. Aber ich denk heute an dich. In Haselnussbraun. Weiterlesen

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Allmorgendlich

Aus der Schreibmaschine geplaudert

Hallo Frau Seul, wir hier im Lehrerkollegium sind uns gerade nicht einig, was sie mit ihrer Geschichte Allmorgendlich sagen wollen. Wir haben uns fast gestritten. Es wäre nett, wenn Sie uns kurz ihre Interpretation schicken könnten. Mit freundlichen Grüßen

Irgendwas war doch hier faul. Ein Lehrerkollegium mit solchen Schwächen in der Groß- und Kleinschreibung? Am Abend trudelte noch eine Mail ein:

Hallo Frau Seul, muss Hausaufgabe machen. Über Kurzgeschichte von dir. Was soll ich sagen? Bitte Mail bis Mittwoch in zwei Seiten. Olli.

Am nächsten Tag: Sehr geehrte Frau Seul, es wäre total nett, wenn sie mir verraten können, was sie sich bei ihrer Kurzgeschichte Allmorgendlich gedacht haben.

Die Geschichte „Allmorgendlich! habe ich im Alter von neunzehn Jahren geschrieben, vielleicht ist sie deshalb der Renner in Schulbüchern, und sie wurde auch schon als Prüfungsaufgabe in Deutsch für die Mittlere Reife verwendet.

Was ich mir also dabei gedacht habe?

Nichts. Weiterlesen

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Fingerkuppen können denken

Aus der Schreibmaschine geplaudert

Meinen ersten Roman, ich begann ihn mit achtzehn, habe ich zirka zehn Mal abgetippt. Von vorne bis hinten. Ich verbrauchte flaschenweise Tipp-Ex. Wenn das Schreibmaschinenpapier so zugekleckst war, dass es löchrig wurde, fing ich mit einer neuen Abschrift an. Bei jedem Durchgang veränderte sich viel. Denn ich dachte die Geschichte wirklich neu. In jeder meiner Fingerkuppen saß damals ein kleines Gehirn. Heute habe ich nur noch Hirn im Zeigfinger. Dem Mausklicker. Weiterlesen

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Rehview

Aus der Schreibmaschine geplaudert

Als Ghostwritern bin ich normalerweise für Menschen tätig. Und das war ich in gewisser Weise auch diesmal – doch eigentlich habe ich “Wildwechsel”  für ein Reh geschrieben und über ein Reh, eine sehr besondere Liebesgeschichte zwischen Susa Bobke und Schneewittchen, dem Rehkitz, das sie gerettet und ausgewildert hat. Mittlerweile ist es acht Jahre alt und zwölffache Mutter.

“Hallo, ich bin deine Ghostwritern”, sagte ich zu dem Reh. Es schaute mich ohne Neugier an. Es nahm mich einfach hin wie alles. Vor mir als Menschin wäre es weggelaufen. Aber ich kam ja mit Susa Bobke, seiner Adoptivmutter, und so zählte ich zu den Guten. Ich durfte das Reh streicheln und erzählte ihm von seinem Buch. Die Ohren, man nennt sie Lauscher, spielten. Was für eine wilde Situation. Ich erzähle einem Reh von seinem Buch. Und ich versprach ihm, seine Grenzen zu wahren. Doch kann ich das? Kenne ich als Mensch die Grenzen eines Rehs? Was ist ihm peinlich, ist ihm das peinlich? Sein eigenes Buch abzuschlecken? Oder ist es einfach die rehliche Art, Autogramme zu geben …

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Lyrik lindert Liebe

Aus der Schreibmaschine geplaudert

Die meisten AutorInnen, die ich kenne, haben mit Gedichten begonnen. Kurzstrecke sozusagen. Mich haben Gedichte nie gereizt. Aber als ich mich mit Mitte zwanzig verliebte wie noch nie, dauerte mir Prosa zu lang. Ich entdeckte die Gedichtform für mich. Hämmerte leidenschaftlich auf die Tasten. Manchmal entstanden drei Gedichte an einem Tag. Nie so kreativ wie verliebt – wenn die ganze Welt leuchtet. Später dann Beziehungsprobleme. Auch sehr kreativ und empfehlenswert. Dann Trennung und einsam. Eine extrem fruchtbare Zeit für Lyrikerinnen. Und es geht so schnell, wenn man nur eine Dichterin, keine Denkerin ist. Eigentlich könnte Lyrik ein Produkt des Computerzeitalters sein. Weiterlesen

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Gabriele und ich

 Aus der Schreibmaschine geplaudert

Ich glaube, sie hieß Gabriele. Viele, die ich kannte,  hatten eine Gabi an ihrer Seite, beziehungsweise unter ihren Fingerkuppen. Das konnten schon Knuten sein, denn man musste regelrecht in die Tasten dreschen. Gabi nahm es mir nicht übel, das war sie gewohnt. Hell erklang das Glöckchen des Zeilenschalthebels. Kling, kling, kling. Weiterlesen

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