Aus der Schreibmaschine geplaudert
Meinen ersten Roman, ich begann ihn mit achtzehn, habe ich zirka zehn Mal abgetippt. Von vorne bis hinten. Ich verbrauchte flaschenweise Tipp-Ex. Wenn das Schreibmaschinenpapier so zugekleckst war, dass es löchrig wurde, fing ich mit einer neuen Abschrift an. Bei jedem Durchgang veränderte sich viel. Denn ich dachte die Geschichte wirklich neu. In jeder meiner Fingerkuppen saß damals ein kleines Gehirn. Heute habe ich nur noch Hirn im Zeigfinger. Dem Mausklicker.
Am Laptop unterstützt das Resthirn im Daumen. Merkt man das meinen Texten an?n Da die meisten Texte heute so entstehen, könnte sich die Qualität der Texte geändert haben. Macht nichts. Die Qualität der Leser hat sich auch geändert. Und eine Leserin bin ich selbst.
Heute fällt mir der Einstieg in ein Buch, das in Zehnpunkt ohne Absätze gedruckt ist, schwer. Heute würde ich das letzte Wort des letzten Satzes weiter nach vorne rücken. Nach Buch. Denn wer merkt sich schon so lange, worum es eigentlich geht. Aber genau darum geht es.
Eine Social Media Weise riet mir, ich solle dreihundert Wörter pro Blogeintrag schreiben. Sonst bestrafe Google mich. Auch darum geht es. Was ist weise und was ist eine Strafe. Wenn ich nach zweihundert Wörtern fertig bin. Wieso soll ich dann noch hundert weitere tippen? Aus hohlen Fingerkuppen.
Aber fällt das auf? Zweihundert, dreihundert, wer kann das alles lesen. Jetzt sind es ungefähr zweihundertzwanzig Wörter.
Es fällt mir nicht schwer, Hunderte von Wörtern zu schreiben. Ich habe über achtzig Bücher veröffentlicht und wahrscheinlich knapp hundert geschrieben, im Rechnen bin ich schwach. Aber ich mag keinen Wörterdurchfall. Und ich bin allergisch gegen Füllwörter. Und deshalb spüle ich jetzt. Mit der Entertaste.