Ein Buch muss hübsch sein!
Meine frühere Nachbarin Rita, Vogelkundlerin und Lebenskünstlerin, ist im Alter von 83 Jahren verstorben. Ich habe ihre Bücher sortiert und wollte einige zu einer Sammelstelle bringen. Es war nicht einfach, überhaupt eine Adresse zu finden, an der ich Bücher abgeben kann. Bücher werden heute oft behandelt wie Pickel: Wer braucht die noch?
Meiner Meinung nach wir alle und zwar dringend, aber das ist, schaue ich aus dem Fenster, Schnee von heute.
Ich hatte drei Kartons im Auto. Diese wurden an der Büchersammelstelle abgewiesen, weil: Da sind ja Flecken drauf, da sind ja Eselsohren drin. Bücher, die wir nehmen, müssen hübsch sein.
“Aber es sind doch Bücher”, entgegnete ich. “Da geht es doch um den Inhalt, nicht um die Verpackung.”
“Wir wollen sie aber verkaufen, und da müssen sie adrett aussehen.”
Übrigens nahm der Wertstoffhof auch keine Bücher an. “Wohin soll ich sie dann bringen?”, fragte ich einen jungen Mitarbeiter in orangefarbener Jacke.
“Schmeißen Sie sie in Ihre Papiertonne oder verbrennen Sie sie”, riet er, der offenkundig zu wenig Bücher gelesen hatte.