Gerade schreiben wir ja ein Buch als Ghostwriter für einen weltweit ermittelnden Detektiv, der sich auf Wirtschaftskriminalität spezialisiert hat. Das gibt einem schon zu denken. Ohne Sonnenbrille verlasse ich das Haus nicht mehr. Und draußen drehe ich mich häufig um. Es könnte ja sein, dass mir jemand folgt. Die Konkurrenz könnte ausspionieren wollen, was ich plane und meine Ideen auf dem Weg in das Gehirn meiner Chefin abzapfen. Der große Lauschangriff. Es gibt übrigens Wanzen, also nicht Flöhe, die sind so winzig … die flutschen auch in der Zeckenzange durch. Und Kameras in Reiskorngröße. Ich in meinem schwarzen Fell könnte total verwanzt sein. Ich könnte mich an andere ranwanzen und sie abhören. Das merke ich mir mal, sollten ich die Branche wechseln wollen von der Muse zur Wanze.
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Die Schreibschmiede
Keinen Knochen hat sie mir aus Köln mitgebracht. Nur einen Haufen. Nämlich Arbeit. Wir schreiben mal wieder ein Buch als Ghostwriter. Für mich ist das durchaus angenehm, da muss ich mir nichts ausdenken, die Geschichte ist ja schon fertig. Wir müssen sie nur noch zusammenrühren, -kleben, -binden, -nähen. Je nach Material. Eine Liebesgeschichte kannst du nicht tackern, einen Thriller nicht kleben. Gut, dass unsere Werkstatt so reich ausgestattet ist. Hier ein paar Schrauben angezogen, dort mal draufgeschlagen, da drüben Kupferpaste. Und natürlich: ölen, ölen, ölen. Zwischendurch apportiere ich eine Alliteration oder verbeiße mich in einen Handlungsstrang. Damit wenigstens ich sichtbar bleibe, wenn die Chefin herumgeistert.
Zwischen sieben Stoffen
Eigentlich sind Stoffe weich. Aber wenn ich mal wieder zwischen zweien hin und her wechsle, komme ich mir zuweilen etwas genadelt vor. Bei dem Thriller, den ich im Moment schreibe, müssen diverse Knoten gelöst werden. Zudem heute Erstgespräch mit einem verdeckten Ermittler über ein Ghostwriting. Her mit Schnittbogen, Schere, Muster, Maßband, Stecknadeln. In meinem Kopf schaut es aus wie in einer Schneiderei statt Schreiberei, aber aus Erfahrung weiß ich: Da geht noch mehr … nämlich 7 auf einen Streich!
Sie war wieder drin
Da sag noch einer, Buchstaben könnten nichts verändern! Ich meine mit so einem Hundeblog ist das ja so eine Sache. Ich weiß nicht, wer den wirklich liest oder mal nur schnell so oberflächlich drüberwedelt. Jedenfalls hat das Schneetreiben geholfen, und wir waren endlich wieder zusammen schwimmen.
Das hat sie sich auch verdient, nachdem sie nun wieder ein Buch fertig hat. Diesmal schrieb sie als Ghostwriterin für die einzige blinde Rechtsanwältin Deutschlands. Ich hab mir vielleicht Sorgen gemacht! Bin voll aus dem Jetzt gekippt. Erstens, da sie sich immer so reinsteigert: Sie erblindet. Zweitens: Schluss mit lustig, ich werd Blindenführhund. Also nicht, dass das kein interessanter Job wäre. Aber man hat sehr wenig Freizeit – und außerdem bin ich als Muse rund um die Uhr ausgelastet. Ist aber alles gut gegangen. Habe allerdings gestern mitgekriegt, was unser nächster Job ist … Darf ich noch nicht verraten, nur so viel: Schlimmer könnte es für mich kaum kommen …
Die Krokodiljägerin
Hin und wieder kommt es vor, dass sie ohne mich verreist. Beim Abschied finde ich das schrecklich, weil das gegen §1 verstößt: Mein Platz ist an deiner Seite. Doch man muss auch mal das Alternativangebot betrachten, und das ist meistens ziemlich dufte. Sie legt sich da schon ins Zeug. Bauernhof, Hunderudel, fremde Näpfe ausschlecken, den ganzen Tag Halligalli. Weil ich ja nur zu Besuch bin. Da drückt man schon mal ein Auge zu. Oder zwei.
Will ich also nach Berlin und den ganzen Tag zuhören, wenn sie Gespräche führt für ein neues Ghostwriting Projekt? Okay, die Lebensgeschichte der einzigen blinden Rechtsanwältin Deutschlands ist bestimmt interessant. Aber mal ehrlich: Es ist Frühling, fast Sommer, auch wenn die Zweibeiner das nicht merken. Da hab ich wirklich Besseres zu tun. Und da, wo ich bin, ist das auch alles möglich. Unten am Fluss kann man Krokodile jagen. Urlaub von der Chefin – wunderbar. Urlaub von der Muse gibt es nie. Denn selbstverständlich sind wir in ständiger Verbindung, auch wenn sie das gar nicht merkt. Ich bin bei ihr. Immer.
Spring!
Zurzeit muss die Chefin schwere Bälle, Medizinbälle?, apportieren. Als Ghostwriterin schreibt sie ein Buch, in dem ständig Leute sterben. Ich merke, dass ihr das nahe geht. Und wieder mal tut es mir so leid, dass sie kein Fell hat, sonst könnte sie nämlich jetzt schon mit mir schwimmen – mir fällt wenig ein, was mehr glücklich macht. Ja, da muss die Muse auch noch als Coach ran. Spring einfach, sag ich ihr. Wir können ja gleich wieder an Land. Ich schüttle mich, du rubbelst dich mit einem Handtuch ab, und dann sieht die Welt sofort anders aus. Spring!