Hin und wieder kommt es vor, dass sie ohne mich verreist. Beim Abschied finde ich das schrecklich, weil das gegen §1 verstößt: Mein Platz ist an deiner Seite. Doch man muss auch mal das Alternativangebot betrachten, und das ist meistens ziemlich dufte. Sie legt sich da schon ins Zeug. Bauernhof, Hunderudel, fremde Näpfe ausschlecken, den ganzen Tag Halligalli. Weil ich ja nur zu Besuch bin. Da drückt man schon mal ein Auge zu. Oder zwei.
Will ich also nach Berlin und den ganzen Tag zuhören, wenn sie Gespräche führt für ein neues Ghostwriting Projekt? Okay, die Lebensgeschichte der einzigen blinden Rechtsanwältin Deutschlands ist bestimmt interessant. Aber mal ehrlich: Es ist Frühling, fast Sommer, auch wenn die Zweibeiner das nicht merken. Da hab ich wirklich Besseres zu tun. Und da, wo ich bin, ist das auch alles möglich. Unten am Fluss kann man Krokodile jagen. Urlaub von der Chefin – wunderbar. Urlaub von der Muse gibt es nie. Denn selbstverständlich sind wir in ständiger Verbindung, auch wenn sie das gar nicht merkt. Ich bin bei ihr. Immer.