Der Knochen

Als Elfriede ihren Mann eines morgens unter dem Küchentisch knieend ertappte, war sie zwar etwas erstaunt, doch sie behielt die Fassung – schließlich hatte sie fünf Kinder großgezogen – bis sie den Kauknochen im Mund ihres Mannes entdeckte, den er allem Anschein nach dem Hund entwendet hatte, der eingeschüchtert auf seiner Decke lag und unterwürfig zwischen Elfriede und ihrem Mann hin und her blickte.

„Was geht hier vor?”, fragte Elfriede streng.

Hund und Mann duckten sich. Antwort bekam Elfriede keine. Erst als sie wütend aufstampfte, beichtete ihr Mann „Wir haben gespielt.”

„Ihr habt gespielt”, wiederholte Elfriede und verschränkte die Arme vor der Brust. „Was habt ihr denn gespielt? Und nimm den Knochen aus dem Mund, wenn du mit mir sprichst!”

„Verzeihung”, sagte der Mann, nachdem er den Knochen ausgespuckt hatte.

Der Hund stürzte auf den Knochen und trug die Beute zu seiner Decke. Täuschte Elfriede sich oder schaute ihr Mann dem Knochen bedauernd nach?

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