Ja, wenn die Chefin glücklich ist, dann ist es die Muse auch. Und sie ist glücklich. Was ich leider auch schon wieder ausbaden muss, weil sie dann ungefähr alle halbe Stunde – gefühlte Minute – zu mir kommt und mich umarmt oder knuddelt und mir erzählt, dass unser dritter Teil der Krimiserie sooooo toll wird. Ja, das weiß ich doch schon längst. Ich weiß sogar noch viel mehr, denn ich stehe in ständiger Verbindung mit Flipper. Klar finde ich ihn auch super. Er ist ein ziemlich attraktiver Kerl. Es stört mich nur, wenn er mir hier meinen Alleinstellungsanspruch streitig macht. Zum Glück hat sie mich noch nie Flipper gerufen. Da würde ich auf Durchzug stellen. Meinen Namen hat sie ja damals für originell gehalten. Und es stimmt, damals, ich habe ja schon ein paar Jährchen auf dem Buckel, war er auch noch.
Ich heiße nach der Tochter ihrer italienischen Freundin. Aber heutzutage heißt jeder dritte Hund so. Wenn wir an typischen Gassiplätzen spazieren gehen, reißt es mich nur so von rechts nach links, weil ich ständig gerufen werde. Und im Gegensatz zu vielen meiner Hundefreunde verspüre ich auch jedesmal den Impuls zu folgen. Denn ich habe schnell gemerkt, dass der Schlüssel zu einem angenehmen Leben Gehorsamkeit ist. Ich weiß, worauf es ankommt. Wenn sie ruft, bin ich wie der geölte Blitz da. Deshalb muss ich nie an die Leine. Um unser Haus ist kein Zaun. Ich bin draußen so lange ich will, bleibe natürlich in meinem Revier. Bin ja nicht blöd. Stress kann ich nicht brauchen – er würde meine Museneignung beflecken. Musen sind sehr entspannt, ausgeglichen und kreativ. Sie inspirieren allein durch ihr Sosein. Und wer genau hinsieht, erkennt den Heiligenschein.