Schlagwort-Archive: Telefonzelle

Anrufbeantworter

Aus der Schreibmaschine geplaudert

Ich erinnere mich an meinen ersten Anrufbeantworter. Damit alle wussten, dass ich einen habe, musste ich alle anrufen und sie bitten, mich anzurufen. Dann konnten sie meine tolle Ansage hören. Sie dauerte zirka zwei Minuten. Ich wechselte die Ansagen alle paar Tage, und dann mussten wieder alle bei mir anrufen.  Weiterlesen

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Mitgift

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Vor rund zwanzig Jahren erschien mein erster Roman. Seine Vorgänger haben es nicht aus der Schublade rausgeschafft. Ich lüfte aber gelegentlich! Und wer weiß, vielleicht entkommt ja mal ein Text – wenn er ins Internet springt, surft er in die weite Welt hinein

Nachfolgend ein Textauszug aus Mitgift

Strom übt eine magische Anziehung auf die Oma aus und gehört ihrer Ansicht nach zu den Weltwundern. Die Oma war ein Mädchen, als ihr Heimatdorf an das Stromnetz angeschlossen wurde. Niemals wird sie den Augenblick vergessen, in dem es mitten in der Nacht taghell wurde in der Stube. Damals nahm sie sich vor, diesem Geheimnis auf die Spur zu kommen. Obwohl ihr im Laufe der Jahre oft erklärt wurde, es gäbe kein Geheimnis, spürt sie einen spannenden Kitzel, wenn sie sich mit Elektrizität beschäftigt. Insgeheim ist sie davon überzeugt, den Strom beschwören zu müssen und ihn sich gut gesonnen zu erhalten, indem sie ihm größtmögliche Aufmerksamkeit widmet. Weiterlesen

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Antiaging für Literatur

_MG_3900Vor rund zwanzig Jahren habe ich unter Pseudonym einen Krimi verfasst, in dem die Privatdetektivin mit Hilfe eines Freundes im Internet recherchierte. Die Privatdetektivin selbst besaß damals keinen Computer und ihr Freund erklärte ihr, wie eine Suchmaschine – Google oder Yahoo – funktioniert und was man im Internet so alles finden kann.

Diesen Krimi sollte ich nun für eine Neuausgabe bearbeiten, und das war dringend nötig, denn wer würde heute noch auf die Idee kommen, jemandem Google erklären zu wollen: Man tippt einen Begriff in das Kästchen oben und potzblitz tauchen eine Menge Informationen auf.

Kurz danach las ich ein Buch, in dem die Heldin telefonisch nicht erreichbar ist, was zu verhängnisvollen Missverständnissen – und somit auch zum Plot – führt. Die Autorin schrieb dieses Buch, als das Handy für jedermann und jedefrau noch nicht zum guten Klingelton gehörte. Mit der Option Handy würde ihre Geschichte gar nicht funktionieren; sie wäre haarsträubend unglaubwürdig.

Ich selbst wohne – nicht vorsätzlich, sondern bedauerlicherweise – in einem Funkloch, ja, so etwas gibt es noch. Funklöcher sind selten und es wäre unglaubwürdig, wenn Thriller plötzlich nur noch in Funklöchern spielen würden. Das tun ohnehin schon viel zu viele – oder, noch beliebter: Der Akku ist leer. Das bedeutet: Die technische Entwicklung fordert auch uns Autorinnen und Autoren heraus – nicht nur als Nutzer, sondern eben auch kreativ.

Manchmal ertappe ich mich manchmal dabei, dass ich an Büchern schnuppere, in denen nach Telefonzellen gesucht wird, oder in denen der Held oder die Heldin keine passenden Münzen zum Telefonieren bei der Hand hat – riechen diese Bücher nicht ein wenig abgestanden? Oder nach dem Paradies der Kindheit? Kein Duft der Welt schöner als der aus Omas feuchtem Keller.

Der garantiert schimmelfreie Ausweg heißt: einfach zum Klassiker werden! Bei Goethe und Rilke, Jane Austen oder den Bronte-Schwestern regt sich garantiert keiner über das fehlende Handy auf;  das Alte ist so alt, dass es schon wieder neu ist!

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