Ich hab auch schon mal gejammert. Dass mein Beruf früher schöner war. Weil er mehr gemenschelt hat. Heute werden Zeitungsmeldungen bereits automatisch verfasst. Bücher auch. Sie werden gehandelt wie Autoreifen, der Inhalt interessiert nicht, Hauptsache es wird Geld damit verdient. Der letzte Schrott wird gedruckt, wenn man was damit verdienen kann. Es heißt, das wollen die Verlage. Sie sagen, das wollen die Leser. Die AutorInnen sollen ihre Leser und Verlage mögen. Doch sie sind abhängig von ihnen. Da ist freie Liebe schwer. Am besten man verbiegt sich und wird zu einer Schrottpresse? Wäre es Wortklauberei, von Lügenpresse zu schreiben? Ganz schön viel Pressing im Autoring! Und in Seniorenheimen, Krankenhäusern, Schulen – an vielen Arbeitsplätzen, wenn der Mensch der Technik und dem Kapital dienen soll.
„Die verlorenen Illusionen“ von Honore Balzac habe ich vor vielen Jahren gelesen, wahrscheinlich eher vor Jahrzehnten, und wieder vergessen. Im Urlaub spülte mir das Meer dieses Buch in die Hände, in einem Bookshop am Strand. Und ich bekam zusätzlich eine heftige Augendusche verpasst. Denn alles, was ich zuweilen beklagte, war im Paris des 19. Jahrhunderts noch viel schlimmer. Kein Autor durfte schreiben, was er mochte, wenn er verlegt werden wollte. Wer veröffentlicht werden wollte, musste sich an die Regeln halten. Und die bestimmte nicht die Kunst, sondern der Markt. Zum Glück fällt es mir als Schriftstellerin leicht umzuziehen in die Fantasie, und bevor man Illusionen verlieren kann, muss man sie ja erst mal haben …
Ach je, düstere Zukunft im Autorenleben. Ich glaube daran, dass es auch anders geht.
Versuchen wir es so gut es geht.
Die Freude muss bleiben, sonst lesen die Leser nicht mit Freude? Ob sich das die Menschen, die den “Markt” machen, hin und wieder mal überlegen? Vor allem angesichts des angeblich rückläufigen Leserintersses? – Könnte eventuell helfen.
Nicht aufgeben, liebe Shirley M. Seul
Liebe Heike, ja es geht auch anders, das sehe ich doch schon an diesen netten Zeilen, die mich sehr freuen. Dankeschön! Tue, was du tust mit Liebe, den Spruch habe ich heute irgendwo gelesen …