Aus der Schreibmaschine geplaudert
Ich soll noch ein paar Liebesgedichte aus dem Schreibmaschinen-Zeitalter wiedergeben? Die Bitte hat mich überrascht – aber auch gefreut, weil ich dazu in den Keller darf. Wo meine Leichen liegen, auf Papier. Sie müffeln nicht und sind auch nicht mumifiziert. Flugs beatmet mittels Tastatur fliegen sie reinkarniert in eine Welt, von der sie bei ihrer Erstgeburt keinen blassen Schimmer hatten. Und ich auch nicht.
salzliebe
hast mir ins gesicht geregnet
musste die augen zukneifen
verpasste dich
später triefte pfirsichsaft aus unseren mündern
an deiner wange
klebte ein fetzen fleisch
Das mit der Groß-/Kleinschreibung spare ich mir diesmal. Allerdings stelle ich abermals fest, dass mir heute das Kleine nicht mehr so gut gefällt wie damals. Ob ich seinerzeit modern sein wollte? Heute ist Vintage in. Schreibmaschine also. Doch eher als Deko. Bis. Ja, bis das passiert, womit einige Thriller in den letzten Jahren die Bestsellerliste eroberten: Stromausfall global. Und dann? Es wäre also vorteilhaft, nicht nur Wasser bei den Leichen im Keller zu lagern, sondern auch Gabi, die ich euch neulich vorstellte. Und Pelikane. Denn ohne Farbband fliegt Gabi nicht. Und wenn Gabi nicht abhebt, wird die Schriftstellerin auch nicht glücklich. Und so bewahrheitet sich der Kalenderspruch, dass das große Glück im Leben häufig an Kleinigkeiten hängt. Und manchmal ist die Großschreibung eine Kleinigkeit.
Salzliebe
Hast mir ins Gesicht geregnet
Musste die Augen zukneifen
Verpasste dich
Später triefte Pfirsichsaft aus unseren Mündern
An deiner Wange
Klebte eine Fetzen Fleisch