Ein Kollege von mir hat sich aus einem zweihundert Jahre alten Sarg einen Oberschenkelknochen geschnappt. Der Sarg wurde vor seiner Nase geöffnet – so ungefähr wie ein Topfdeckel gelupft wird:
Mit großer Spannung widmeten wir uns schließlich dem Prunksarg aus Zink. Wir alle hofften, eine schöne Mumie zu finden und waren ein wenig enttäuscht, weil nur Knochen in der mit Holzwolle aufgefülltem Sarg lagen. Kein Fitzelchen Gewebe fand sich an den Knochen, der Kopf lag neben dem Körper. Der junge Graf und seine Familie, die der Eröffnung beiwohnten, betrachteten staunend die sterblichen Überreste ihrer Vorfahren. Für sie war so ein Anblick nichts Alltägliches wie für uns. Und auch der Hund der Familie sah keinen Anlass, hier besondere Rücksicht walten zu lassen. Er schnupperte am Sarg, wedelte, sprang in den Sarg und wollte sich schon den rechten Oberarmknochen schnappen, mit dem er sich wohl aus dem Staub zu machen gedachte. Geistesgegenwärtig packte ihn der Graf am Halsband und konnte die ehrwürdigen Gebeine seiner Urahnen gerade noch retten. Wir waren nicht hier, um Knochen zu verbuddeln, was möglicherweise der Hund im Sinn hatte, sondern um sie zu bergen!
So was höre ich mir an, wenn ich unterm Tisch liege, während die Chefin oben Buchstaben ausbuddelt. Diese hier hat sie dann in den Napf des Buches mit Alfred Riepertinger gelegt: Mumien. Wobei ich es nicht so weit kommen lassen würde …