Wie Brausepulver auf der Zunge

In meiner Kindheit trugen alte Frauen Lodenmäntel. Schön, dass das Alter heute bunter ist. Die Arbeit an Greta Silvers Buch hat mir gezeigt, wie es auch aussehen kann!

 

 

Ich möchte nicht mehr jung sein. Nichts zieht mich in das Hamsterrad meiner früheren Jahre. Als ich 17 war glaubte ich, mit 35 sei das spannende Leben vorbei. Als ich 35 war, kamen mir die 50jährigen uralt vor und mit 50 die 65jährigen, und so geht es dahin, was beweist: Alter ist total subjektiv – und das bedeutet, dass jeder darüber bestimmen kann, wie „alt“ oder „jung“ er sich fühlt. Alter ist Ansichtssache! 

Es ist mir natürlich bewusst, dass jeder in seiner Haut steckt und nur im Rahmen seiner Möglichkeiten Spielraum hat. Doch ich bin zuweilen geradezu erschüttert, wie wenig sich manche Menschen gönnen. Kürzlich unterhielt ich mich mit einer 60jährigen Frau. Ihre Mutter war im Alter von 84 Jahren gestorben, und sie sagte zu mir: „Als nächste bin dann wohl ich an der Reihe. Viel Zeit bleibt mir ja nicht mehr, wenn ich ungefähr so alt werde wie meine Mutter. Und was soll jetzt schon noch groß passieren?“

Fast fassungslos schaute ich sie an. Das Leben soll vorbei sein mit 60? Jetzt soll es nur noch bergab gehen? Was für ein Rechen- und Freudefehler! Ich erklärte es ihr: „24 Jahre liegen vor dir, bis du so alt bist, wie deine Mutter geworden ist. Rechne diese 24 Jahre einmal zurück. Würdest du die Zeitspanne von deinem 36 Geburtstag bis heute als öde bezeichnen?“

„Aber nein!“, rief sie. „Da war ich doch noch jung.“

„24 Jahre sind 24 Jahre“, sagte ich. „Was soll an den 24 Jahren, die vor dir liegen, schlechter sein als an den 24 Jahren, die hinter dir liegen? Wie kommst du auf die Idee, dass nun alles vorbei sei? Vieles fängt doch gerade erst richtig an! Du hast ein Lebens-Know-how, das dir keiner nehmen kann.“

„Meinst du?“

„Und ob!“

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