Sie hat ihre Träume verwirklicht. Heute lebt Lara Juliette Sanders in Hollywood. Vox berichtet öfter mal über ihre Karriere in Los Angeles.
Nachfolgend der Anfang aus Einfach davongeflogen
So etwas Verrücktes hatte ich noch nie gemacht. Mein Herz raste, als ich auf die Tafel „Departure“ in der Halle des Flughafens München starrte. Zehn. Den zehnten Flug würde ich nehmen. Egal wohin. Meine Augen hakten die Ziele ab. Los Angeles, das würde mir gefallen, und Vietnam auch, Las Palmas klang nach Erholung, die ich mir so sehr wünschte. Bitte nicht Moskau! schoss es mir durch den Kopf. Dann doch lieber London, aber das lag auf Platz sechs. Sieben, acht, neun, zehn:
Fort-de-France. Nie gehört!
Die freundliche Frau am Air France Schalter lächelte, als sie mir die gute Nachricht verkündete: „Sie haben Glück! Es gibt noch zwei Plätze in dieser Maschine! Wollen Sie nur bis Fort-de-France, also Martinique oder buchen Sie weiter bis Dominica?“
„Wo liegt das, Dominica?“
„In der Karibik. Wie Martinique. Nur ein Stück weiter“, strahlte sie mich an.
Ein Stück weiter. Das klang gut. Warum nicht?
„Bis Dominica“, sagte ich.
Die Frau lächelte. Wahrscheinlich war dieses Strahlen ein Accessoire ihrer Uniform.
Ich lächelte zurück. Mein Kiefer fühlte sich verspannt an. Karibik also. Hätte schlimmer kommen können. Palmen, Meer, weit weg, wunderbar.
„Haben Sie Gepäck?“, wurde ich kurz darauf beim Einchecken gefragt.
„Noch nicht“, erwiderte ich und ging durch die Passkontrolle mit meiner Handtasche und meinem Laptop.
Ich hatte noch genug Zeit bis zum Abflug, um eine Reisetasche zu kaufen und das Nötigste. Waschzeug, ein paar Klamotten. Was man eben so braucht … auf der Flucht …
Dieser Tag hatte wie alle Tage in den letzten zwei Jahren begonnen Und doch hatte ich beim Aufwachen schon so ein Gefühl gehabt. Ein unbestimmbares. Jetzt, am Flughafen, konnte ich ihm einen Namen geben, doch vor ein paar Stunden im Bett, da war es namenlos, fühlte sich an wie der Nebel, der den Herbst als dicke wattige Wand auspolsterte und in Tränen an den Fensterschreiben hinunterlief. Tränen spürte ich sogar, als ich morgens das Fenster im Wohnzimmer öffnete. Und ich wusste: Später würde mein Mann Sven mir einen frisch gepressten Orangensaft auf die Küchenanrichte stellen. Dazu würde er mir ein Weizenbrötchen mit viel zu viel Butter und viel zu viel süßer Marmelade reichen. Ich hatte aufgehört ihm zu erklären, dass ich süße Marmelade hasse und keine Weizenprodukte esse. Unserer Kater wurde immer dicker, sein Bauch schleifte schon fast am Boden. Voller Marmeladenbrote. Sven kombinierte nicht. Er bestrich weiter. Großzügig und unerbittlich. Viel Butter. Viel Marmelade. Alles für mich. Für mich? Wen sah er eigentlich vor sich. Und ich selbst? Wie konnte es mir passieren, dass ich zu einer berechenbaren, konstant funktionierenden Maschine geworden war? Lebendig begraben. Und das mit frischen 30 …